Elisabeth Schweizer, Heike Heck und Karin Schwarz-Keller (von links) vom Christlichen Hospiz sind mit einem Stand dabei.
Beim Gruschtelmarkt kommen Käufer und Verkäufer auf ihre Kosten.
Viele Menschen schauen auch nach Produkten für den täglichen Bedarf.
„Diese Filiale ist geschlossen“, verkündet ein Schild an der ehemaligen Galeria Kaufhof-Filiale in der Fußgängerzone. Ganz und gar nicht geschlossen haben die zahlreichen Verkaufsstände davor und auf dem Marktplatz mit ihren spontanen Hobby-Einzelhändlern, die den 48. Pforzheimer Gruschtelmarkt bevölkern. Der traditionsreiche Flohmarkt im Herzen der Goldstadt hat wieder einiges zu bieten, ein buntes Angebot trifft auf interessierte Besucher. Unter dem imaginären Motto „Kunst trifft Krempel“ kann sowohl der Sammler als auch der Schnäppchenjäger etwas finden.
Auch Musik liegt in der Luft
Unter den Schatten spendenden Bäumen warten Heiligenfiguren auf ein neues Zuhause. Nebenan werden Schmuck und Armreifen einer kritischen Prüfung unterzogen, auch das rosa Einhorn-Kostüm sucht einen neuen Eigentümer, kistenweise Bücher wollen gekauft und gelesen werden. Als Gegenstand des täglichen Gebrauchs hat die Milchkanne ausgedient, aber als originelles Deko-Objekt ist sie immer noch perfekt zu gebrauchen. Comics, die Modelleisenbahn und Kinderspielzeug begeistern nicht nur die jungen Besucher. Es wird verhandelt und gefeilscht, durch die Luft schwirren Sätze wie „Das ist viel zu teuer“, „Ein echt seltenes Stück“ oder „Wir überlegen noch einmal und kommen später wieder.“
Musik liegt in der Luft, werden doch ab und zu die Klaviere der Aktion „Spiel mich! PF“ zu einem kleinen Freiluftkonzert genutzt.
Am Stand von Friseurmeister Hans Bossert und seiner Frau Rosalia gibt es neben Kleidern und Geschirr auch Schätze aus dem Friseursalon zu entdecken, Übungsköpfe und Perücken liegen zum Verkauf bereit. „Zwei Drittel unserer Sachen sind schon weg, die Organisation hier ist sehr gut“, sagt Bossert und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Die Weihnachtsdeko möchte aber niemand kaufen.“ Ein paar Meter weiter hat das Christliche Hospiz Pforzheim-Enzkreis einen Verkaufsstand mit Dingen, die aus Spenden vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter stammen. Der Verkaufserlös fließt dann wieder in die Arbeit im Hospiz. Am Platz des 23. Februar ist der Flohmarkt speziell für Kinder untergebracht.
Aspekt der Nachhaltigkeit
Den Aspekt der Nachhaltigkeit und der Weiterverwendung gebrauchter Dinge bringt Annette De Gaetano ins Spiel, deren Sohn Leonardo das Kinderzimmer kräftig ausgemistet hat. „Jede Mutter ist froh, wenn es daheim wieder Platz gibt“, beschreibt sie die positiven Aspekte des Marktes.
Auch Roberto Di Mineo äußert sich zufrieden: „Es läuft gut bei uns. Die Holzspielsachen sind schon alle verkauft. Wir ziehen das durch, bis alles weg ist.“ Irene Wick schaut sich das emsige Treiben aus der sicheren Entfernung eines nahen Eiscafés an und sagt: „Früher hatte ich oft einen Stand und habe gerne verkauft und verhandelt. Das war immer ein großer Spaß.“
Bernd Noll, dessen Agentur „Alpha Marketing“ den Markt organisiert, sagt: „Die Pforzheimer lieben ihren Gruschtelmarkt, und er ist für mich auch eine Herzensangelegenheit. In den letzten Jahren ist mein Eindruck, dass der Sammleranteil bei den Besuchern geringer geworden ist, sondern die Leute nach Produkten für den täglichen Bedarf schauen. Nach der heißen Phase in der Aufbauzeit läuft jetzt alles entspannt, das Wetter passt.“
Lesen Sie hierzu die Berichterstattung in der Pforzheimer Zeitung (PDF).