Die eigentliche Überraschung bei ihm aber ist seine sanft angeraute Gesangsstimme, die eine breite Palette glaubhafter Emotionen auszudrücken vermag. Zu seiner Interpretation von Tom Pettys Klassiker „I Won’t Back Down“ lieferte Hall die sächselnde Anmoderation „I geb’ net uff“. Dies klingt wie das beharrliche Credo seiner von einem schweren Autounfall unterbrochenen Karriere (die PZ berichtete). Bei der getragenen, seiner Mutter gewidmeten Eigenkomposition „Precious Love“ ließ er das Saalpublikum wissen, dass er „Noten weder lesen noch schreiben“ könne. Den 1935 von Big Joe Williams geschrieben Blues-Standard „Baby Please Don’t Go“ gestaltete Hall mit geradezu hypnotisierendem Gitarrenspiel zu einem rasanten Uptempo. „Hide Away“ von Freddie King (1960) ließ er mit Willie Dixons rhythmischem Song „29 Ways“ (1956) verschmelzen. Das Publikum honorierte auch diesen Mix mit kraftvollem Beifall. Nach der Pause folgen aufs schwungvolle „Take Me In Your Arms“ einige Informationen zum Lahrer Kontrabassisten Tobias Kopf. Hall war vor 35 Jahren nach Europa gelangt. „Eigentlich war Katmandu mein Reiseziel“, erzählte er humorvoll, aber daraus wurde nichts. Er kam nach Lahr, wo sein Bruder zu dieser Zeit bei den kanadischen Streitkräften diente, fand dort Arbeit und traf auf den Jazz- und Kammermusiker Tobias Kopf. Genau dieser begleitete ihn im Osterfeld bei mehreren Songs und brillierte bei „Trouble In Mind“ mit einem Solo. „Green, Green Grass Of Home“, das am Sonntag im Hospiz so gut ankam, hatte auch am Samstag im Osterfeld den meisten Beifall eingeheimst.
